Spuren von Villmars Vergangenheit  in  Koblenz, Trier, Goslar und Speyer
Lydia Aumüller
Wenn die Gemeinde Villmar aus Anlass der 950. Wiederkehr des Jahres der Schenkung an das Trierer Kloster, im März 2003 ein  Jubiläumsbuch  – Bilder zur Geschichte Villmars 1053 –2003 – vorstellen konnte, dann wurden dafür intensiv alte Geschichtsbücher gewälzt, aber auch in Archiven geforscht und die neuen Erkenntnisse in akribischer Arbeit niedergeschrieben. Eine Gruppe Frauen und Männer der Gemeinde bemühten sich über Jahre um die Aufhellung der Dorfgeschichte und sichteten Wissenswertes und bisher Unbekanntes. Die Früchte ihrer Arbeiten sind in dieses Werk eingeflossen. Sie können Ansporn sein für alle, die eine lohnende Aufgabe in weiterem Forschen sehen. Vielleicht gelingt es einem „ Berufenen", die mittelalterlichen Spuren Villmars weiter zurück zu verfolgen und Licht in die Zeit der „ Grundsteinlegung" des Könighofes Villmar zu bringen, denn bisher ist das Schicksal dieses Hofes erst seit 1053 dokumentiert. 
Erfreulich ist der Verkauf  von ca. 700 Exemplaren (erhältlich bei der Gemeindeverwaltung, Kosten 20 Euro) Er zeigt, das große Interesse vieler geschichtsbewusster Leser an diesem Werk, das mit vielen aktuellen Farbfotos bereichert ist
Abb. Urkunde. Das Original befindet sich im Landeshauptarchiv Koblenz.
Damals, am 5. August 1053, schrieb der stellvertretende Kanzler Winitherius für den Erzkanzler und Erzkaplan Luitpold die Ausfertigung der Urkunde und versah sie mit dem Siegel Kaiser Heinrich III. in Goslar, in der Heinrich das königliche Landgut Villmar an das Kloster Eucharius/Matthias in Trier verschenkte. Der Kaiser überließ den Mönchen des Eucharius-Heiligtums in Trier zur Ehre Gottes und des hl. Eucharius, für seine eigene Seelenruhe und die seiner Vorfahren und seines Kindes den Hof Villmar aus Dankbarkeit und als Gegengabe für die Überlassung von Reliquien des Heiligen Valerius für die neue Kirche in der Kaiserpfalz Goslar. Der Text der in Goslar in Latein ausgefertigten Urkunde lautet in deutsch übertragen: "Im Namen der heiligen und ungeteilten Dreifaltigkeit. Heinrich durch Gottes Gnade Kaiser und Mehrer des Reichs. Kunde sei allen, daß wir die liebenswürdige Güte des ehrwürdigen Herrn, Herrn Eberhard, Erzbischofs zu Trier, baten, uns mit Tröstung der heiligen Heiltümer wolle zu Willen sein und mit solchem Schatz unser Gotteshaus zu begeben, das wir zu Ehren der heiligen und ewigen Jungfrau Maria und der heiligen Apostel Simon und Judas von Grund auf mit Gottes Hilfe errichteten. Diese unsere Bitte nahm der genannte Erzbischof gütig entgegen und überbrachte uns den Leichnam des heiligen Erzbischofs Valerius mit vielen anderen Heiltümern. Wir empfingen, wie billig, die heiligen Reliquien in großer Andacht und übergaben sie in Ehrfurcht dem vollendeten und eingeweihten Gotteshaus. Es soll aber der heilige Eucharius nicht seines Nachfolgers und lieben Mitarbeiters ohne Gegengabe unsererseits entbehren. Er möge uns, so wir ihn anrufen, seine Hilfe erzeigen. Deshalb geruhten wir den Mönchen, die Gott und dem heiligen Eucharius dienen, etlichermaßen ihr Einkommen zu mehren, damit sie eifriger in göttlichem Lob verharren können. Darum schenken wir zur Ehre des glorreichen Bekenners Valerius auf die Bitten Agnesens, "unseres Bettes und Reiches allerliebsten Gesellin und aus Treue gegenüber dem obengenannten Erzbischof, der mit so großen und edlen Gaben uns zu Willen war, und für unser und unserer Vorfahren und Kindes Seelenheil dem Altar des heiligen Eucharius, der gelegen ist zu Trier, den dort dienenden Brüdern einen Hof aus unserer Erbschaft, genannt Vilimar, im Lahngau (Vilimar in pago Logenahi) und in der Grafschaft Gotebolds gelegen, mit alle in seinen Zugehörungen, das ist: mit den leibeigenen Leuten beiderlei Geschlechts, Zinsleuten, Kirchen, Grund und Boden, Gebäuden, mit den angebauten und unbebauten Ländereien, mit Äckern, Weingärten, Wiesen, Weiden, Feldern,  Wäldern, Jagden, Wassern, Wasserläufen, Mühlen,( Abb. Das Pfalzgebäude  in Goslar zur Zeit Heinrich III.,  Rekonstruktion v. Hölscher), Mühlenteichen, Fischereien, Ausgangszöllen und Einkünften, Wegen und weglosem Gelände, erforschtem und noch zu erforschendem; mit allem Recht und jeder Nutzbarkeit, wie wir zuvor besaßen, mit allem was irgendwie daraus gewonnen werden kann, übergeben wir es zu Eigen und übereignen es solchermaßen, dass der Abt mit dem Rate der Brüder des vorgenannten Gotteshauses freie Macht habe, den Hof zu halten, ihn zu verkaufen oder zu verleihen oder, wie es ihnen sonst gefällt, zum Wohl ihrer Kirche zu verwenden.

Damit diese unsere kaiserliche Schenkung allezeit fest und unumstößlich bestehen bleibe, bekräftigen wir vorstehendes Schreiben mit dem eigenen Handzeichen und befehlen, unser Siegel darunter zu setzen. Und dem freien Ermessen des Abtes ist es anheimgestellt, einen Vogt zu ernennen.
Das Zeichen des Herrn Heinrich des dritten Königs, des zweiten unbesiegten römischen Kaisers.
Winitherius Stellvertretender Kanzler für den Erzkanzler und Erzkaplan Luitpold besorgte die Ausfertigung. Gegeben an den Nonen des August im Jahre unseres Herren Menschheit Tausend dreiundfünfzig"
Abb.Gravur  in der Rückseite des Kreuzreliquiars der Abtei St. Matthias, Trier, im 13. Jahrhundert Kaiser Heinrich übergibt den Königshof „Vilimar" an St. Matthias
Das gut erhaltene Siegel an der echten Schenkungsurkunde aus dem Jahre 1053 zeigt den auf dem Throne, in Form eines Faltstuhls, sitzenden Kaiser Heinrich III.. Auf dem Haupte trägt er eine Krone mit drei Lilien, rechts und links fällt ein Perlengehänge herab. Links in der Hand In der linken Hand hält er ein Zepter mit einem Knauf obenauf, in der Rechten den Reichsapfel mit Kreuz.

Die Umschrift beginnt über dem Kopf des Kaisers und lautet:+ HEINRICUS DEI GRA ROMANOR IMPR AVG.               (Nach Johannes Hau, -Grundherrschaft / Vogtei / Pfarrei- Villmar, 1936, S. 12)

Die Urkunde selbst erhielt sich in zwei Ausfertigungen der Kanzlei Heinrichs III. Die erste ist ein unfertiges Exemplar, dem die erforderlichen Komplimente für den hl. Valerius und den Erzbischof Eberhard sowie Datum und Sieges fehlen und das kleinere Abweichungen zu der gültigen Urkunde aufweist. Nach dem damaligen Kanzleigebrauch überließ man dem Beschenkten die Entwurfsurkunde. Die fünf erhaltenen Bruchstücke sind jetzt in nicht richtigem Abstand auf Papier aufgeklebt und befinden sich ebenfalls im Koblenzer Landeshauptarchiv..

Abb.

Abb. Ulrichskaplle in Goslar (12. Jh,) Grabmal mit Liegefigur Heinrich III. (13Jh.)

Heinrich III., wurde am 28.10.1017 in Osterbek geboren. Er starb in Bodfeld im Harz drei Jahre nach der Schenkung des Hofes Villmar am 5. Oktober 1056. Seine letzte Ruhestätte fand er indem von seinem Vater gestifteten Dom zu Speyer. In der Kaisergruft befindet sich sein Sarkophag neben sieben deutschen Kaisern und Königen, Königinnen und Bischöfen. Dort findet der Besucher heute noch sein blumengeschmücktes Grab. Die Kaiser- und Königsgräber waren nach der Zerstörung Speyers lange Zeit verschollen und unzugänglich. Erst zu Anfang des 20.Jahrhunderts wurden sie gesichert und von der großartigen Krypta des Speyrer Domes aus zugänglich gemacht. 1980 wurde der Dom zu Speyer in die Liste der UNESCO als „ Kulturerbe der Welt" aufgenommen. Die Speyerer Domschatzkammer verwahrt die Grabkrone Heinrich III aus Kupferblech nebst anderen Überresten aus seinem Sarg als kostbare Reliquien. Das Herz Kaiser Heinrich III. blieb seinem Wunsche entsprechend, in Goslar. Es ruht heute, in einer Kapsel eingebettet, in einem Sarkophag in der Ulrichskapelle der Kaiserpfalz in Goslar.

 

Abb. Blick in die 1906 erbaute Kaisergruft im Dom zu Speyer mit dem Grab Kaiser Heinrich III.