Vor 130 Jahren wurde das Grabdenkmal für Kaiser Lothar I. in der Nassauischen Marmorfabrik gefertigt

© Lydia Aumüller

Am 29. September 855 verschied in klösterlichem Frieden der unvergessene Kaiser Lothar I., Sohn Ludwigs des Frommen und Enkel Karls des Großen. Nach seiner Abdankung als Kaiser und König war er nur sechs Tage vorher als Mönch in das Reichskloster Prüm eingetreten. Aus diesem Anlass fand am 10. und 11. September 2005, im 1150. Jahr nach seinem Tod, in der Prümer Basilika, der Grabstätte des Kaisers, ein feierliches Gedenken statt. Bei dem Festakt am 10. September in der Basilika wurde das „Lotharbuch“ vom Geschichtsverein „Prümer Land" über das Leben des Kaisers vorgestellt.

Einen wissenschaftlichen Beitrag von 33 Seiten steuerte Pfarrer i.R. Gerd Hagedorn, Dahnen, zu dieser Festschrift bei, der Lothars Eintritt ins Kloster, seinen Tod, seine Grablegung und die verschiedenen Gräber im Laufe der Zeit beleuchtet.
Bei seinen Recherchen zur letzten Umbettung der Gebeine des Kaisers konnte der
Wissenschaftler, mit Hilfe der Autorin, auch im heimischen Raum fündig werden, denn Aufzeichnungen beim "Nassauer Bote(n)" (Archiv der "Nassauer Neue Presse", Limburg) vom 11. Mai 1875 hielten dazu einen interessanten Beitrag fest.

Demnach wurden die Gebeine des Kaisers am 17. April 1875 feierlich in einem neuen Grabdenkmal im Chor der Prümer Salvator-Kirche beigesetzt. Wie wir wissen, hatte für dieses würdige Grabdenkmal der damalige Dechant und Pfarrer Peter Christa (1855-1898) gesorgt. Er hatte es verstanden, die Königliche Regierung in Berlin für das Projekt zu erwärmen, und diese ließ in der Nassauischen Marmorfabrik in Villmar an der Lahn (Bild) einen Sarkophag aus schwarzem, vermutlich Schupbacher, und weißem italienischen Carrara-Marmor anfertigen (Bild), der mit Spenden der Pfarrangehörigen, vor allem aber durch die Unterstützung des preußischen Königs Wilhelm I. mit l350 Reichstalern finanziert wurde.
„Es gereicht uns zur besonderen Genugthuung, hiermit die Mittheilung knüpfen zu
können, dass dies hervorragende Kunstdenkmal einer heimatlichen Gesellschaft,
nämlich der Deutschen Baustein-Industrie zu Köln, seine Herstellung verdankt, wo in deren Werkstätten zu Villmar a.d. Lahn daßelbe gefertigt wurde", so der
Zeitungsbericht von 1875.

Das Prachtstück befindet sich heute an der südlichen Wand des Chores.
Auf drei Stufen von so genanntem belgischen Granit ruht der eigentliche Sarkophag
aus schwarzem Marmor; den etwas vorspringenden Rand des Deckels tragen an drei Seiten acht schwarze Marmorsäulen mit Postamenten und Kapitellen aus weißem Marmor.
Die Gebeine ruhen in einem Doppelsarg aus Blei und Holz, der in den Sarkophag
eingesetzt ist. Das ganze Monument deckt eine große, dreißig Zentner schwere Platte aus weißem Marmor, auf der die alte von Hrabanus Maurus (gest. 856 als Erzbischof von Mainz) verfasste Grabschrift eingemeißelt ist:

Epitaphium Hlotharii Imperatoris.

Continet hic tumulus memorandi Caesaris ossa,
Hlotharii, magni principis atque pii.
Qui Francis, Italis, Romanis praefuit ipsis,
omnia sed sprevit, pauper et hinc abiit.
Nam bis tricenos monachus sic attigit annos,
et se mutavit, ac bene post obiit.
III. K/L Octobr.

Es birgt dieses Grab die Gebeine des unvergesslichen Kaisers,
Lothars, des großen und gottesfürchtigen Herrschers.
Der über Franken, Italier, selbst Römer gebot,
verschmähte doch alles, und ging dann als Armer hinweg.
Als Mönch erreichte er ja gerade die Sechzig,
wandelte sich und schied danach selig dahin
am 29. September.

Die Übersetzung und Abbildungen stellte freundlicherweise Pfarrer Gerd Hagedorn, Dahnen, zur Verfügung.

Auf der vorderen Langseite des Sarkophages stehen die Worte: "Im Jahre 1874 erneuert unter der Regierung König Wilhelm's von Preußen". Die Fertigstellung des Kaisergrabmals war bereits 1874 erfolgt, wie das eingemeißelte Datum auf der Vorderseite zeigt. Die zeitliche Verzögerung der Aufstellung des Grabdenkmals bis 1875 hat sich nach dem Schriftwechsel in den Regierungsakten durch den strengen und langen Winter 1874/75 ergeben, da man das Risiko des Transportes durch die Eifel nicht vor dessen Ende hat auf sich nehmen wollen, so Gerd Hagedorn. Jedenfalls können die Villmarer auf die Fertigung des Kaisergrabes im „Nassauischen Marmorwerk" heute noch stolz sein.
Fotos:
Archiv Aumüller. In diesem Nassauischen Marmorwerk in Villmar ( Foto von 1885) wurde das Kaisergrab gefertigt
Gerd Hagedorn: Grabplatte und Grab Kaiser Lothars I. in der Prümer Basilika