Kriegerverein und Kriegerdenkmal
von Lydia Aumüller www.heimatforschung-villmar.de

Kriegerdenkmal auf der Burg

Wie in vielen Orten unserer Heimat wurde auch in Villmar an der Lahn um 1875 ein Denkmal zur Erinnerung an die Teilnahme des deutsch-französischen Krieges 1870/71 errichtet.

Als Standort wählte man den Felshang unterhalb der Mauer des damaligen Friedhofs an der „Burg“ – mit Blick ins Lahntal. Das Mahnmal schuf der Villmarer Stein- und Bildhauer Christian May, der selbst an den Kämpfen um Mars-la-Tour und Gravelotte teilgenommen hatte. Er war ein Bruder des bekannten königlichen Hofbildhauers Jakob May aus Bad Homburg. Christian May fungierte als Erster Vorsitzender des im August 1872 gegründeten „ Kameradschaftlichen Vereins“, der sich später Kriegerverein nannte. In der Steinhauerwerkstatt seines Vaters, Steinmetzmeister Jakob May, entwarf und fertigte er als seine letzte Arbeit dieses prachtvolle Denkmal aus Villmarer Marmor „Kissel grau“, bevor er 29-jährig am 5. Juli 1875 an einem Herzschlag verstarb.

Das im Stil des Klassizismus geschaffene Mahnmals besteht aus einem dreistufigen Podest und einem Marmor-Sockel auf dem eine 4 Meter hohe, einteilige Marmorsäule mit 50 cm Durchmesser platziert ist. Die Basis und das kunstvolle Kapitell sind aus Carrara Marmor gefertigt. Ein gusseisernes Kanonenrohr trägt den gusseisernen Reichsadler als Krönung. Die Gesamthöhe einschließlich der Bekrönung betragt 7,65 Meter.

Als Umfassung diente ein einfaches schmiedeeisernes Gitter, das jedoch wegen seiner gefährlichen Spitzen hundert Jahre später aus Sicherheitsgründen entfernt werden musste. 

Heute steht das Denkmal im Schatten zweier über hundert Jahre alten Lindenbäume.

In den zurückliegenden Jahrzehnten konnte durch kleinere Restaurierungsarbeiten das Ehrenmal wohl erhalten werden, doch der Zahn der Zeit nagte kräftig weiter. Villmars Bürgermeister Herrmann Hepp und der Gemeindevorstand trugen nun Sorge für die Erhaltung dieses historischen Mahnmals und stellten dafür die nötigen finanziellen Mittel bereit.

Gut eingerüstet konnten die Renovierungsarbeiten im April des Jahres 2002 beginnen. Die Bauleitung oblag Dipl. Ing. Stephan Funk, Leiter des Gemeinde-Bauamtes. Nach der fachgerechten Erneuerung der desolaten Sockelverblendung ging`s dem Steinfraß am oberen Teil des Bauwerkes an dem Kragen. Die hiesige Steinbearbeitungsfirma Meuser, Inhaber Axel Belke, säuberte mit einem Hochdruckreiniger den Marmorsockel und die darauf befindliche Marmorsäule. Erst nach diesem Vorgang wurde erkennbar, dass die Basis und das kunstvolle Kapitell der Säule aus weißem Carrara Marmor gefertigt waren. Die losen Beton- und Mörtelreste wurden von Hand entfernt. Von Witterungseinflüssen zerstörte Ecken des Sockels konnten mit artgleichem Devonstein fachgerecht erneuert werden.

Risse und Fehlstellen wurden mit Epoxydharzfüllmittel und geeigneter Spachtel verfüllt und geschlossen. Nach Abhärten des Füllmaterials konnten diese Stellen nachgeschliffen und abschließend imprägniert werden.

Damit sollte eigentlich die Sanierung beendet sein , doch traten bei genauerer Prüfung mehr Schäden zu Tage als bisher angenommen. Das auf dem Kapitell der Säule befestigte Kanonenrohr und der darauf thronende Preußische Adler, mit einem Gewicht von über 10 Zentnern und einer Flügelbreite von 1.30 Metern hatten sich bedrohlich gelockert. Ein Hebegerät war für den Abtransport nötig, das beide Teile zu einer Entrostungskur in die Villmarer Fachfirma Hugo Wiedehage brachte. Der nötigen Sandbestrahlung folgte ein Zinküberzug mit anschließender grauen Pulverbeschichtung zur Konservierung. Ein Kernbohrer brachte ein größeres Loch in die Marmorsäule, das für die Verankerung der gusseisernen Teile nötig war.

Erst jetzt konnten das Kanonenrohr und der gut restaurierte Preußische Adler per Hebekran vom Areal des ehemaligen Friedhofs aus ihren alten Standort wieder einnehmen

Um die vielen verwitterten Daten und Namen am Marmorsockel richtig zu ermitteln (über 1086 Buchstaben, Zahlen und Zeichen!) mussten Nachforschungen in den alten Standesamtsbüchern von Villmar vorgenommen werden. Auf vier Seiten des Sockels waren die Schlachtorte des Krieges – Mars-la- Tour, Gavelotte, Paris und Sedan sowie die Namen von 60 Kriegsteilnehmenr nur noch schwer erkennbar. Einer von ihnen war gefallen, ein anderer an den Folgen seiner Verwundung verstorben. Die Mühe hat sich gelohnt, denn die Überarbeitung der schwer lesbaren Schrift am Sockel ist hervorragend gelungen. Sie ist zudem eine Quelle für Familienforscher

In vielen Städten und Gemeinden wurden im 19. Jahrhundert Kriegerdenkmale an markanten Stellen platziert und später wieder entfernt . Erfreulicherweise ist das in Villmar an der Lahn nicht geschehen. Die Kosten der Restaurierung des Villmarer Denkmals schlugen im Jahre 2003 insgesamt mit 16.392,33 Euro zu Buche.

Die Beschriftung des Denkmals an der Vorderseite:
Kriegerdenkmal 1870/71, 

In Erinnerung an den glorreichen Feldzug 1870-71
Den Toten ein Denkmal ruhmreicher Zeit
Der Mitwelt und Nachwelt zur Mahnung geweiht.
Weißenburg, Wörth
Simon Löw gefallen bei Wörth 6.Aug.1870
Wilh. Eisenbach gest.27 Oktober 1870 zu Luneville
Weitere Namen der Kriegsteilnehmer in
Mars-la Tour, Gravelotte
Jakob Istel + 24/4 1881 Lambert Koch + 27.9. 06
Simon Schermuly(+1926) Peter Laux +11. 12. 89
Math. Thomä Josef Zimmermann
Jakob Bram Lehrer Schmidt
Adam Friedrich +14.7. 85 Chr. May + 12 Juli 1875
Wilh. Keßler Pet. Jos. Werner + 20.4. 03
Johann Flach Johann Brahm
Josef Scheu . Chr. Ackermann 13. 4. 09
Hrch. Staudt + 26.10 86 Josef Flach
Paris:
Adolar Schuhmann Anton Kraus + 21. ? . 01
Josef Leonhard Johann Ohmer 8. 6. 86
Johann Flach Philipp Jaik + 16.4. 10
Josef Grimm Josef Bleul
Anton Schermuly(*1841 + 22. 9. 1910) Peter Schmitt + 10.2. 96
Christian Brahm Philipp Gross
Peter Istel Johann Löw
Joh. Schneider Hrch. Hasselbächer 
Wilh. Flach Joh. Schmitt 
Jakob Falk + 10. 1. 05 Anton Geis
Sedan:
Wilhem Höhler + 28.1. 07 Josef Schmitt
Joh. Schneider Josef Falk
Hrch.Klein Anton Dill
Josef Aumüller + 16.4. 88 Adam Flach
Josef Brahm Johann Brahm + 20. 4. 03
Simon Geis + 3.2. 99 Johann Epstein + 4. 3. 08
Wilh. Eisenbach Hrch. Friedrich
Friedrich Kremer + 13. 10.03 Josef Sahl
Jakob Schmitt Peter Aumüller
Josef Mallabre` Peter Fend + 24. 4. 08 .

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