Villmarer Ausbeute Taler aus dem Jahre 1757
Lydia Aumüller

Ein glücklicher Zufall ermöglichte im Juni 2003 den Besitzerwechsel eines „Villmarer Ausbeute Talers" aus dem Jahre 1757, von privat an privat nach Villmar. Bekannt ist bisher, dass nur noch das Trierer Landesmuseum eine solche Rarität verwahrt.

Diese historische Münze ruft Erinnerungen an jene Tage des 17. und 18. Jahrhunderts zurück, als die Schmelzhütte zwischen Aumenau und Langhecke Hochkonjunktur hatte.

In Langhecke, das seit der Schenkung Kaiser Heinrich III. am 5. August 1053 bis 1838 zu Villmar gehörte, grub man in der Dernbach und Umgebung Silber, Blei, Kupfer, „Poterz", Erz und Salpeter.

Unter den sieben bekannten Gruben war das Bergwerk „Alter Mann" in Langhecke am erträglichsten. Gemäß alten mündlichen Überlieferungen soll schon im 10. Jahrhundert ein Ottonenkaiser mehrmals dort gewesen sein. Von der alten Schmelzhütte gegenüber Niclas Dernbach, einem Hofe, der dem Kloster Sankt Matthias in Trier gehörte, fand eine große Menge des gewonnenen Silbers Verwendung in der Koblenzer Prägeanstalt für sogenannte „Villmarer Ausbeute Taler". Ausbeute Taler sind Münzen, die aus dem Erz bestimmter Regionen stammen, und auf deren Herkunft in In- und Umschriften hingewiesen wird. So ist verständlich, dass der damalige Kurfürst und Erzbischof Johann Philipp von Walderdorff (1756-1768) als Grundherr von Villmar wie einige seiner Vorgänger das Silber aus den Langhecker Gruben auch für die Herstellung seiner Münzen nutzte. Er ließ 1756/57 prächtige Villmarer Ausbeute Münzen prägen, darunter den neuen Villmarer halben Konventionstaler (siehe Foto) mit seinem Porträt auf der Vorderseite.

„Die Umschrift lautet: "IOAN. PHIL. D. G. AR-EP. TREVIR. S. R. I. PR. EI. ADMI. PRUM. P. P ." ( = Johann Philipp, von Gottes Gnaden Erzbischof von Trier, Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches (u.) Verweser von Prüm (u.) auf immer und ewig (dessen) Schutzherr). Das Vierfelderwappen der Rückseite zeigt im 1. und 4. Feld das Trierer Kreuz und im 2. und 3. Feld das Prümer Gotteslamm. Der viergeteilte Wald,erdorff'scl1e Herzschild zeigt im 1. und 4. Feld einen Löwen und im 2. und 3. die beiden Isenburger Balken. Auf unserm Belegstück steht über dem Wappenbild in einer Bogenschrift: "EX FODINIS VILLMARIENSIBUS 1757" (= Aus Villmarer Gruben), und unter dem Wappen steht: "20 EINE MARCK FEINSILBER N. M." Letzteres ist das Zeichen des Koblenzer Münzmeisters Mertinengo. Anlässlich der Wiedereröffnung des Weilburger Bergbaumuseums im Jahre 1975 wurde eine Nachprägung des Villmarer Ausbeuteguldens vom Jahre 1757 gefertigt.

Kurfürst Johann Philipp von Walderdorff

Johann Philipp von Walderdorff wurde 1701 auf Schloss Molsberg nahe Montabaur geboren. Als Mitglied des Trierer Domkapitels, wurde er 1754 Koadjutor des Kurfürsten Franz Georg von Schönborn (1729-1756) gewählt. Nach dessen Tode übernahm er die Regentschaft. Die damals übliche Huldigung der Untertanen des Kurfürstentums nahm Johann Philipp von Walderdorff in Limburg entgegen. Ihm zu Ehren gab man auf der Lahn ein prachtvolles Feuerwerk, bei dem auch nachweislich Villmarer Untertanen zugegen waren. Wichtigstes Ereignis in seiner Regierungszeit war der Siebenjährige Krieg (1756-1763). Johann Philipp von Walderdorff bevorzugte einen exklusiven Lebensstil. Er galt als leidenschaftlicher Jäger, liebte den Luxus und stellte ihn auch an seinem Hof dar. Man sagt ihm nach, dass er sich gerne von anderen leiten und führen ließ und deshalb ein schwacher Kurfürst war. Auf religiösem Gebiet führte er das „Ewige Gebet" im Kurfürstentum ein. Er besuchte täglich die Messe und zelebrierte sie an Sonn- und Feiertagen selbst.

 

 

 

Sein Grabmal befindet sich im Dom zu Trier am nordöstlichen Vierungspfeiler. Der in der Bibel lesende Kurfürst liegt halbaufgerichtet auf dem Sarkophag. Der schwarze Marmoraltar trägt einen grauen Marmorobelisk, von dem ein Putto, der ewiges Leben signalisieren soll, liebenswürdig herabblickt. Das Totengerippe zeigt auf die Inschrift „Ecce jam hora est – Siehe die Stunde ist da." Ein Hinweis auf die Auferstehung.