Marmor in der alten Schule

Man schrieb das Jahr 1954. Die im Jahre 1857 errichtete Schule in Schulstraße nahe der Kirche war baufällig geworden. Deshalb beschloss die Gemeindevertretung unter der Amtszeit des seit 1952 amtierenden Bürgermeisters Hubert Aumüller einstimmig den Neubau einer größeren Schule im Baugebiet „Mittelhölle" in der Sudetenstraße.
Die Grundsteinlegung erfolgte am 22. August 1954. Anwesend bei der Einweihungsfeier waren als Ehrengäste: Staatsminister a. D. Albert Wagner, Landrat Alfred Schneider, Pfarrer Nikolaus Homm und Pfarrer Lauth(Runkel). Letztere nahmen die Segnung des neuen Gebäudes vor. Anwesend waren ebenso  die Herren des Gemeindevorstandes und der Gemeindevertretung.  Minister  Albert Wagner a.D. bezeichnete die Einweihungsfeier am 10 September als ein finan­zielles Wagnis, das in erster Linie dem tatkräftigen Villmarer Gemeindevorstand, der -Vertretung und ihrem Bürger­meister Hubert Aumüller zu verdanken sei, die sich nicht gescheut hatten, trotz der vielen anderen vorliegenden kom­munalen Aufgaben einen Schulneubau in Angriff zu nehmen. Die Bauleitplanung hatte das Architekturbüro Gebrüder Fritz und Paul Johannbrouer, Wiesbaden, übernommen. Geplant waren sieben Klassenräume, ein Werkraum, eine Lehrküche, ein Lehrer- und Schulleiterraum und ein Hausmeisterwohnhaus. Mit den Bauarbeiten wurden die heimischen Firmen Engelbert Scheu ( Inh .Erich Scheu) und Wilhelm Schermuly betraut.
Die Baukosten beliefen sich auf insgesamt 438.500 DM, hinzu kamen nochmals 44.000 DM für die Inneneinrichtung. Hier wurde besonderen Wert auf die Ausstattung des Innern mit Villmarer Marmor gelegt. Der Grundstein an der Außenfront, kunstvoll gestaltet mit Weltkugel und Beschriftung,"ORBIS PICTUS ERBAUT 1954" sowie der Brunnen aus Bongard-Marmor im Foyer, aber auch der Mosaik-Fußboden im Eingangsbereich und die zu drei Stockwerken führende Marmortreppe, die Böden der Flure sowie die Fensterbänke , alles aus Bongard-Marmor, waren eine „Augenweide“ für jeden Besucher des neuen Gebäudes.
Alle Marmorarbeiten fertigten in Gemeinschaftsarbeit die Villmarer Steinnetzbetriebe Anton Alois Meuser, Georg Dernbach, Jakob Scheu, Engelbert Rossbach und das Nassauische-Marmorwerk, Dyckerhoff & Neumann.
Am 27. 3. 1953 erhielt der Firmenchef des Marmorwerks Hermann Neumann das vom Bundespräsidenten  verliehene Bundesverdienstkreuz am Bande aus der Hand des Landrates Alfred Schneider als Dank für das jahrzehntelange Engagement zum Wohle der Arbeitnehmer des Werkes. Landrat Schneider sowie Bürgermeister Hubert Aumüller gratulierten dem Geehrten. Sie betonten, dass er mit den exzellenten Marmorarbeiten des Werkes weltweit seinen Teil zum Rufe Villmars als Marmormetropole beitrug.

Übrigens: Nach der Entwidmung der Schule und dem Verkauf derselben am 19 Juni 2008 an ein Wohnungsbauunternehmen in Limburg blieben auch nach Sanierung und Umbau des Gebäudes in Seniorengerechte Wohnungen und Wohneigentum die Marmorarbeiten weitgehend erhalten. Nur der „Bongard“ Brunnen wanderte zunächst in die König-Konrad Halle und von dort in das neu errichtete Lahn-Marmor-Museum, Villmar.

Fotos. Aumüller